
Die Ausstellung
im Atelier Luminiah, Samstag, 20. September ab 18 Uhr
Klosterbergestraße 22, 39104 Magdeburg-Buckau
– Eintritt frei –
Vernissage
Vernissage
20. September 2025, ab 18 Uhr
Im Atelier Luminiah
Was, wenn ein Herz nicht schlägt, sondern erzählt? In vergessenen Kisten tauchten sie auf. Objekte, die an Organe erinnern, aus Materialien gefertigt, die eigentlich nichts Lebendiges an sich haben. Und doch tragen sie Ausdruck, Gewicht, Anmut.
Die Ausstellung „Ersatzherzen“ des Künstlers Marc Zieger ist keine technische Spielerei. Sie ist ein künstlerischer Blick in eine alternative Realität. Eine, in der das Menschliche neu interpretiert wird.
Klosterbergestrasse 22, 39104 Magdeburg-Buckau
Öffnungszeiten
Donnerstags, 15 - 19 Uhr
Finissage
19. Oktober 2025, ab 17 Uhr
– Der Ursprung der Ersatzherzen –
In dreißig Kisten, gefunden in einer abgelegenen Ecke eines Lagerhauses der Curiosity Imports, befand sich eine Sammlung höchst seltsamer Objekte. Nebst lückenhaften Aufzeichnungen enthielten die Kisten unterschiedlichste Ausgestaltungen von Herzen.
Diese künstlichen Organe waren aus vielfältigsten Materialien und in mannigfaltigster Formbeschaffenheit hergestellt worden. Ihnen allen gemein war das Bemühen um die Interpretation des menschlichen Herzens. Doch erst die Aufzeichnungen gaben Aufschluss darüber, was ihr Geheimnis war.
Die Intention, die zu ihrer Erschaffung führte, war die Herstellung eines funktionstüchtigen, künstlichen Organs, welches das Herz ihres Trägers ersetzten und ihn am Leben erhalten sollte. Die im Bordinventar und im Ladungsverzeichnis der Wollstonecraft nicht aufgeführt waren.
Viele der zumeist rudimentären Objekte waren aus untypischen Stoffen, wie Holz oder sogar Stein gefertigt und lassen den Betrachter von heute unbelehrt zurück. Diese eingelagerten Fundstücke teilt man heute in zwei Gruppen ein, die dem geneigten Leser schon als "das animistische Erbe" und "die Schiffswrackherzen" bekannt sind.
Die Herzen des animistischen Erbes sind die Resultate eines wissenschaftlichen Irrwegs, der heute zurecht belächelt wird. Angeregt durch die Entdeckungen Luigi Galvanis vermutete man, dass toter Materie unter Anwendung der Elektrizität Leben eingehaucht werden könnte.
Ergänzend trug man Wissen animistischer und schamanistischer Kulturen aus aller Welt zusammen, in der Hoffnung, der unbelebten Materie die erwünschte Vitalität verleihen zu können.
Den Aufzeichnungen ist kein Hinweis auf einen Fortschritt zu entnehmen und auch nicht, wie diese abwegige Forschung ihr Ende fand.
Doch schließlich waren diese eigenwilligen Bemühungen die Inspiration für eine bodenständigere Forschung. Die daraus entstandenen "Schiffswrackherzen" waren von ihren Konstrukteuren als robuste Geräte vortrefflichster Mechanik und anregendster Elektrizität erschaffen worden.
Hier verweisen die Aufzeichnungen auf bemerkenswerte Erfolge, doch die Entwicklung fand ein abruptes Ende, als die schwimmende Forschungseinrichtung an Bord des Dampfschiffs Wollstonecraft in einem Sturm sank.
Am Meeresgrund warteten die Herzen auf ihre Wiederentdeckung und die Wiederaufnahme der Forschung. Die Bergung erfolgte viele Jahre später und galt zunächst nicht den Herzen. Die Mäzene der Schatzbergung förderten nach diesem überraschenden Fund fortan die Forschung und Entwicklung der bis dahin unveröffentlichten Technologie der Ersatzherzen.
Die daraus resultierende Reihe Herzen wird allgemein als die Gruppe der "Neuerfindung des Takts" angepriesen und stellt den höchsten Stand der Verquickung von Mechanik und Elektrizität dar.
Raffinierteste Mikropumpen, unfassbar kleine Dynamos, automatisch agierende Verschlussklappen, elektrische Motivatoren und eine Vielzahl Module, welche die Anpassung an individuellste Bedürfnisse möglich machen, fügen sich zu imposanten Meisterwerken der mechanoiden Organik.
Fundstücke aus der Gruppe der Schiffswrackherzen
Das Leben vieler Menschen, unter ihnen auch hochgestellte Persönlichkeiten der Kunst und Forschung, verlängert sich durch diese Technologie. Wenn ihnen der Sinn nach der erleuchtenden, inspirierenden Betrachtung dieser ungewöhnlichen Schöpfungen steht, können man ihnen Hoffnung machen.
Da die Fundstücke des "animistischen Erbes", der "Schiffswrackherzen" und auch etliche der Prototypen der "Neuerfindung des Takts" eine Aufbereitung erfuhren und fortan als Schaustücke in Ausstellungen dem Publikum eröffnet werden sollten. Beachtliche archäologische und restauratorische Bemühungen sind unternommen worden, um die, teilweise zersetzten und rostverkrusteten, "Schiffswrackherzen" zu konservieren.
Wenn dabei auch keine Hoffnung bestand, die Funktionalität wiederherzustellen, sind diese einzigartigen Objekte in einem vorzeigbaren Zustand, in dem sie ihre Geschichte erzählen können. Nicht zuletzt durch die Präsentation der Herzen auf der Curiosity Imports-Expo war illustres Volk und auch geneigte Investoren auf die Herzen aufmerksam geworden, was ihre aufwändige Restauration rechtfertigte und auch neue Forschung ermöglichte.
Nachdem die Erforschung der frühen Herzen diesen Relikten alle Geheimnisse entlockt hatte, stehen sie erneut dem Publikum zur Betrachtung zur Verfügung. Erfreuen sie sich an den skurrilen Besonderheiten des "animistischen Erbes", dem Resultat des unkonventionellen Denkens einer früheren Epoche.
Bewundern sie die Raffinesse der mechanischen Wunder der "Schiffswrackherzen", die den Erfindergeist und den unverwüstlichen Drang zur Verbesserung illustrieren. Gestatten sie sich der Faszination der tadellosen Ingenieurskunst der Herzen der "Neuerfindung des Takts" zu erliegen und schwelgen sie im Potenzial ungeahnter Möglichkeiten.
Ergötzen sie sich an Blaupausen und Patentzeichnungen, die faszinierende Einblicke liefern, und werden sie einer technischen Revolution gewahr, die durch Hände und Geister von Generationen fortschritt, um ihnen offenbart zu werden. Restauriert, geputzt und gesockelt finden sich die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft der Ersatzherzen Seite an Seite in Ausstellungen überall in der Welt. Halten sie die Augen offen und lauschen sie dem Takt.